PK, Pforzheimer Kurier BNN, 15.04.2005:

Experimentierfreudiges Duo
Frauen in Bild und Ton: Gabriele Münster und Margot Schmid

Sie haben sich bisher nicht gekannt, die Pforzheimer Malerin Gabriele Münster und die Keramikerin Margot Schmid aus Freudenstadt. Aber ihre Arbeiten, die in den nächsten vier Wochen in den Räumen der AOK zu sehen sind, wirken - bei aller Unterschiedlichkeit - wie füreinander gemacht. Kunsthistorikerin Anja Eichler meinte bei der Eröffnung: "Beide Künstlerinnen übersetzen das Thema Figuration in ihre ganz persönliche, eigene Bildsprache. Trotz unterschiedlicher Materialien und Techniken ist beiden die Experimentierfreudigkeit und Spontaneität im Werkprozess gemein und führt zu einem lebendigen Zusammenspiel." "Frauen in Bild und Ton" heißt, hübsch zweideutig, die reizvolle Ausstellung. Margot Schmid sagt es noch ein bisschen kräftiger: "Weibsbilder" nennt sie liebevoll ihre grazilen Figuren.

Dass die Weibsbilder in Ton und Bild sich einem großen (und nicht nur kunstsinnigen) Publikum präsentieren können, ist einer bewährten Zusammenarbeit zu verdanken. Der Freundes- und Förderkreis Pforzheim-Galerie hat nicht zum ersten Mal die Räume der AOK für- Ausstellungen genutzt, Paul Tritsch, Geschäftsführer der Kasse, und Joachim Rösch, Vorsitzender des Galerievereins, rühmten bei der Vernissage die "Symbiose Gesundheit und Kunst".

Gabriele Münster lässt auf ihren oft friesartigen Bildern -Acryl auf Leinwand oder Folie hinter Plexiglas- die Figuren tanzen. Fast immer scheinen ihre schemenhaften Gestalten in Bewegung zu sein. Anja Eichler motivierte die Besucher der Vernissage, sich das Bild" Tanz" genauer anzuschauen -ein Figurenensemble von fast kalligrafischem Charakter. Hier hat die Künstlerin die Umrisse der Figuren mit dem Pinsel in die Farbschicht geritzt. Der Mal- grund wird so zur Umrisszeichnung. Dunkle Linien, schwungvoll in einem Zug auf die Leinwand geworfen, erwecken den Eindruck ekstatischen Tanzens.

Von anderer Wirkung sind die Werke, in denen Gabriele Münster mit Quarzsand und Tuschezeichnung arbeitet. In der Ausstellung findet man Stelen, in denen die Figuren mit Tusche und Acrylfarbe nur noch angedeutet sind. In Verbindung mit der Farbe des Quarzsandes und rötlichen Partien, so Anja Eichler, entfalten sie die Wirkung pompejanischer Wandfresken oder steinzeitlicher Höhlenzeichnungen.

Margot Schmids Keramikskulpturen machen die Schönheit und Wandlungsfähigkeit des Werkstoffs Ton deutlich. Sie formt vorwiegend überlange und -schlanke Frauengestalten, die trotz der Schwere des Tons biegsam und dynamisch wirken. In der Drehung der Körper und der angedeuteten Schrittstellung sieht Kunsthistorikerin Eichler Anklänge an gotische Madonnen und Formen des Jugendstils.

Spannend ist Margot Schmids experimenteller Umgang mit Farben. Ihren fertig geformten Figuren fügt sie spontan Farbmixturen und Farbtinkturen bei, bevor sie sie in den Ofen schiebt. Auf das Resultat ist sie selbst jedes Mal gespannt. Türkisschimmer auf dunklem Untergrund oder bronzeähnliche Farbtöne sind vielleicht Ergebnisse solcher Lust am Experiment.

Rita Reich
Foto: Wacker, PK